Adolf Moritz Steinschneider

Fotografie: Adolf Moritz Steinschneider mit Tochter Marie-Luise
Adolf Moritz Steinschneider mit Tochter Marie-Luise, [undatiert, ca. 1930]

Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, NL Adolf Moritz Steinschneider, EB 2010/187, mit Dank an Danielle Feigenbaum

Adolf Moritz Steinschneider

[…] und so beginne ich jetzt einen Ausbildungskurs als „Autogenschweisser und Elektrikschweisser“, Kursus von 3 Monaten, gratis, wahrscheinlich freies Essen für einmal am Tage im jüdischen Asyl, aber Beamtenküche, Aussicht auf Carte de Travail, damit Carte d’Identité, die Heissbegehrte […].

Adolf Moritz Steinschneider in einem Brief an seine Brüder Karl und Gustav, April 1936

Geborenam 20. Juni 1894 in Berlin
Gestorbenam 11. Juni 1944 in Bellac, Frankreich
ExilSchweiz, Frankreich
BerufRechtsanwalt

Der politisch engagierte Strafverteidiger Adolf Moritz Steinschneider flüchtet unmittelbar nach dem Reichstagsbrand in die Schweiz. Dort wird er als politischer Flüchtling geduldet, darf aber weder arbeiten noch sich politisch betätigen. Im Juni 1935 wird ihm nach einer Reise nach Paris die Wiedereinreise verwehrt. Wegen angeblicher politischer Betätigung entziehen die Schweizer Behörden ihm das Asylrecht. Er muss in Frankreich bleiben und lebt dort unter schwersten materiellen Bedingungen. Im April 1938 emigrieren auch seine Lebensgefährtin und spätere Frau Eva Reichwein und die gemeinsame Tochter Marie-Louise nach Paris. Im Juni 1939 wird Adolf Moritz Steinschneider die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen.

Nach Kriegsbeginn wird Adolf Moritz Steinschneider interniert. Im Juni 1940 kann er sich in den unbesetzten Teil Frankreichs durchschlagen. Dort wird er jedoch erneut interniert und als Prestataire (Hilfssoldat) zu schweren körperlichen Arbeiten herangezogen. Im Sommer 1942 wird Steinschneider aus der Internierung entlassen und stößt in dem Städtchen Bellac in der noch unbesetzten Zone wieder zu seiner Familie. Ab August 1942, als die Deportation von Jüdinnen und Juden auch aus der unbesetzten Zone einsetzt, beginnt für die Steinschneiders erneut eine gefahrvolle Zeit. 

Einen Tag nach dem Massaker von Oradour, bei dem Angehörige der SS 642 Dorfbewohner ermorden und den Ort plündern und niederbrennen, wird Adolf Moritz Steinschneider am 11.Juni1944 von Soldaten derselben Einheit in der Nähe von Bellac verschleppt und ermordet.

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